Children of Time 2: Die Erben der Zeit by Adrian Tchaikovsky

Children of Time 2: Die Erben der Zeit by Adrian Tchaikovsky

Autor:Adrian Tchaikovsky
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Science Fiction
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2020-01-13T00:00:00+00:00


2.

Avrana Kern verfügt nur über ein begrenztes Reservoir an künstlichen emotionalen Reaktionen, denn sie ist tot, und sie ist ein Computer, der zumindest teilweise aus Ameisen besteht. Sie überlegt: Können die Ameisen emotional reagieren? Als Individuen sind sie wahrscheinlich zu simpel für mehr als elementare Kampf/Flucht/Schmerz-Reaktionen. Ihre Welt beschränkt sich auf die innere Architektur der Kolonie und auf die darunterliegende Architektur der Verhaltensweisen, auf die sie von den Portiiden konditioniert wurden. Sie wissen ebenso wenig, dass sie das Substrat für ein höheres Bewusstsein bilden, wie die Zellen eines Portiiden oder eines neumenschlichen Körpers.

Sie fragt sich auch, ob die höheren Kern-Instanzen in etwa zu einer Reaktion fähig sein könnten, die über das rein Intellektuelle hinausgeht. Sie sind immerhin komplexer als sie selbst und haben mehr Rechenleistung zur Verfügung. Sollte das allerdings der Fall sein, dann hat sie keine Erinnerung daran.

Unaufgefordert steigt aus den tiefsten und am meisten mit Fehlern behafteten Lagerstätten ihres Geistes eine Erinnerung hoch – sie handelt von den Äußerungen eines gewissen Professors Douglev Haffmeier darüber, ob ihre Vorfahrin, die lebende Avrana Kern, zu emotionalen Reaktionen fähig sei. Ärgerlich löscht sie die Erinnerung und jeden anderen Verweis auf diesen Haffmeier, dem sie einst den Laufpass gegeben hatte. Sie löscht sogar die eigene Genugtuung darüber, dass sie ihn so gründlich überlebt hat.

Sie hat aufgezeichnet, was sie erlebt hat, als sie sich in Meshners Implantaten und, unabsichtlich, auch in seiner übrigen Neurologie breitmachte. Würdigen kann sie die Aufzeichnungen nicht – um sie auf einer Stufe laufen zu lassen, wo sie irgendeinen Sinn ergäben, bräuchte sie Zugriff auf die ursprüngliche Architektur, sprich, auf Meshner, und diese Verbindung hat sie bisher noch nicht wieder aktiviert. Sie überwacht ihn sorgfältig, und sie kann nicht leugnen, dass sich in seinem Hirn Veränderungen zeigen, die sie, würde sie eine ehrliche Einschätzung nicht in eine Subroutine verschieben, als »Schädigung« beschreiben würde. Allerdings hat sich Meshners Persönlichkeit im Grunde nicht verändert. Im Moment tuschelt er mit Fabian über den Artifabian-Roboter auf einem Kanal, den der männliche Portiide liebenswerterweise für abhörsicher hält. Ihr Thema sind natürlich die Implantate und ihre Forschungen. Kern gedenkt, als Fliege an der Wand (einer Wand im Inneren von Meshners Schädel) zu sitzen, wenn sie ihre Untersuchungen wiederaufnehmen.

Kerns Problem ist Folgendes: Sie weiß nicht, was ihr entgeht, weil sie es nicht selbstständig erleben kann. Zugleich ist ihr sehr deutlich bewusst, dass ihr etwas fehlt. Ihre Welt war größer geworden, und nun steckt sie wieder in der alten Zwangsjacke. Sie kann sich nicht einmal an diese Erfahrung gewöhnen, weil sie ihr so umfassend verweigert wird.

Viola und Zaine, die Crewmitglieder mit der höchsten Autorität und der größten mentalen Kapazität, erörtern nun schon seit einiger Zeit, wie man mit dem inneren Planeten und seinem Signal verfahren soll. Der Vorschlag, diesen von Menschen initiierten Kontakt als Druckmittel gegen die ansässigen Oktopoden zu verwenden und damit von Helena und Portia zu retten, was noch zu retten ist, liegt immer noch knapp an der Spitze. Kern greift gelegentlich ein, um ihn zu unterstützen. Sie weiß zwar, dass sie dabei nicht ganz



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